Was ist BIPV?


Die Integration von Photovoltaik, also Solarmodulen, die aus Sonnenlicht Strom erzeugen, in die Hülle eines Gebäudes oder auch eines anderen Bauwerkes nennt man „bauwerkintegrierte Photovoltaik“, kurz BIPV.

Von Integration spricht man dabei, wenn ein solches Solarmodul auch Bestandteil des Gebäudes wird und dabei ein anderes Element der Gebäudehülle ersetzt. Je nach Definition kann das sowohl die rein gestalterische Funktion sein, aber auch vor allem die bautechnische Funktion. Das Solarmodul wird zu einem multifunktionalen Bauelement und übernimmt zusätzlich zur Stromerzeugung auch noch weitere Funktionen, beispielsweise Witterungsschutz, Wärmeisolation, Licht- oder Schallschutz.

Durch seine Integration wird das Solarmodul zu einem festen Bestandteil des Gebäudes. Dabei muss es sowohl die technische Funktionalität als Solar- und als Bauelement erfüllen, als auch, und das ist hier besonders wichtig, sich ästhetisch in das Gebäude integrieren. BIPV-Module müssen daher vorrangig auch gestalterische Anforderungen wie Farbe, Transparenz, Form und in gewissen Maßen auch Materialität erfüllen.


Integration von Photovoltaik in ein Gebäude
Schematische Abbildung der verschiedenen Optionen, Photovoltaik in eine Gebäudehülle zu integrieren © HZB



Herausforderungen an multifunktionale BIPV Elemente:

  • Kundenspezifische Lösungen (Abmaße, Formen, Transparenz, Farben, …)
  • Einfach verplanbare und kostengünstige Standardelemente (z.B. für BIM)
  • Integration in neuartige Fassadenelemente
  • Kombination von Baustoffen & stromproduzierenden Elementen
  • Anwendungsspezifische Eigenschaften (Toleranz gegenüber wiederkehrenden (Teil-Verschattungen)
  • Rechtliche Aspekte (Materialien, Blendung, Sicherung, …)
  • Zertifizierung und Prüfungen, Zulassungen
  • Partnerschaften erforderlich mit Baugewerbes (Modulhersteller sind gewöhnlich kein direkter Vertragspartner auf der Baustelle)



Herausforderungen für Architektur und Bauherren:

  • Informationen über gestalterische und technische Möglichkeiten sowie Randbedingungen erhalten
  • Weiterbildungen nutzen
  • Vorbehalte abbauen
  • Änderungen im Planungsablauf akzeptieren ( zeitlich und inhaltlich, HOAI)
  • Chancen und Verantwortung erkennen und wahrnehmen



Herausforderungen für das Handwerk:

Wer ist verantwortlich für die Installation von bauwerkintegrierter Photovoltaik?
Der Fassadenbauer und/oder der Dachdecker.

  • PV wird Teil des Leistungsumfangs
  • Mehr Unterauftragnehmer oder erweiterte Expertisen im Haus
  • Partnerschaften Installation Dach/Fassade - Stichwort Solarteur
  • Erweiterte Planungsaufgaben
  • Veränderte Haftung und Gewährleistung
  • Neue Geschäftsmodelle
  • Lokale Wertschöpfungsketten





Beispiele unterschiedlicher Integration von Photovoltaik

AktivhausPlus FFM (HHS)

Beispiel 1: Aktiv-Stadthaus in Frankfurt am Main mit ästhetisch integrierten Solarmodulen im Dach und voll-integrierten Fassadenelementen (HHS Planer und Architekten, Foto: Constantin Meyer Photografie).

PV Lamellen ZPV (BR)

Beispiel 2: Solarmodule als Verschattungsele-mente, ästhetisch integriert. Zentrum für Photo-voltaik und Erneuerbare Energien (ZPV) in Berlin-Adlershof (Henn Architekten, Foto: B. Rau, HZB)

Balkonbrüstung (TK)

Beispiel 3: Solarmodule als Balkonbrüstung eines schweizer Mehrfamilienhauses in Altstetten (Zürich) dienen sowohl als mechanische Absturzsicherung als auch als stromerzeugende Elemente (Kämpfen für Architektur, Foto: T. Kühn, HZB)